Sonntag, 14. Mai 2017

Rezension zu "Autsch! Geschichten aus der Praxis" von Katharina Dölling





Inhalt:
AUTSCH, das tut weh!
Wenn Sie einen gebrochenen Finger haben, meinen Sie, der würde so ohne weiteres korrekt geschient und problemlos wiederhergestellt? Wenn Sie über zwei schmerzhafte Gelenke verfügen, denken Sie, der Orthopäde würde sich innerhalb eines Behandlungsquartals beide ansehen? Wenn Sie einen eingewachsenen Nagel haben, glauben Sie, er sei unter drei Vollnarkosen zu beheben? Dann, ja, dann sind Sie entweder dauergesund, naiv oder Privatpatient.
Die Autorin Katharina Dölling zeigt in siebzehn Geschichten aus der Praxis, welche skurrilen bis menschenverachtenden Kuriositäten einem Patienten widerfahren können. Wahre Begebenheiten, realsatirisch aufbereitet. Man kann die Erzählungen als nette, witzige Kurzgeschichten oder als Zeitkritik am Gesundheitswesen lesen, das sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert hat.
Was läuft falsch? Auswüchse von Raffgier und Apparatemedizin. Darüber hinaus fehlende Patienten-Kommunikation, das Ende des Hippokratischen Eides und das Desinteresse am Patienten generell. Dies lässt sich derzeit leider häufiger finden als die Qualitäten eines Arztes, wie wir ihn uns vorstellen und wünschen: weniger Geschäftsmann und mehr Heiler.Einfach ein qualifizierter, empathischer und patientenorientierter Arzt.

Taschenbuch: 210 Seiten 
Verlag: Burg Verlag; Auflage: 1., Erstausgabe (20. April 2017) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3944370597 
ISBN-13: 978-3944370590
zu kaufen: http://amzn.to/2qgMNaB

Meine Einschätzung

Kurzweilig erzählt die Autorin über ihre Erfahrungen mit Ärzten der verschiedenen medizinischen Richtungen. Ich habe dieses Buch mit einem lachenden und weinenden Auge gelesen. Obwohl viele Situationen sicher jeder schon selbst erlebt hat, ist es einfach unglaublich, welchen Schwierigkeiten sich ein Patient in unserem Gesundheitssystem gegenüber sieht. Die Autorin leidet selbst an einer seltenen chronischen Krankheit und schildert in teils sehr witzigen Kurzgeschichten ihre Suche - besonders auch in akuten Situationen- nach einem Arzt, für sich oder ihre Tochter. Dabei passieren Situationen, die jeder von uns sicher schon erlebt hat - Suche nach einem Facharzttermin...stundenlanges Warten beim Arzt, um dann nach 5 min wieder aus dem Sprechzimmer entlassen zu werden,  falsche Behandlung in der Notaufnahme, Angebote von IGEL - Leistungen, um das ärztliche Budget zu schonen. Aber bei allem lustigen Schilderungen stellt die Autorin auch die Frage - wie soll es im Gesundheitssystem weiter gehen? Wieso spielt immer mehr die Wirtschaftlichkeit bei der ärztlichen Behandlung eine größere Rolle, als die schnelle und richtige medizinische Hilfe? Spielt für die Ärzte der Hippokratische Eid kaum noch eine Rolle? Was macht man als chronisch Kranker, wenn die Diagnostik, die den Ärzten ja Geld einbringt, zwar durchgeführt wird, aber die daraus sich ergebende notwendige Behandlung aus Budgetgründen abgelehnt wird.
Die Autorin stellt auch Ärzte vor, die ihren Beruf als Berufung verstehen- leider dauert es aber oft Monate oder Jahre bis ein chronisch Kranker solche Mediziner findet...
Sehr gut gefällt mir, dass die Autorin uns Lesern an ihren Gedanken teilhaben lässt und zeigt, wie wichtig es für einen Kranken ist, seinen Optimismus nicht zu verlieren und in den Ärzten nicht die Götter in Weiß zu sehen. Jeder von uns sollte ein Mitspracherecht in seiner Behandlung einforden.
Ich hoffe, dass dieses Buch viele interessierte Leser findet. Es ist sehr unterhaltsam, amüsant und ruft aber auch auf, endlich etwas im Gesundheitssystem zu ändern. Denn es sollte nicht die Wirtschaftlichkeit immer mehr bei der ärztlichen Behandlung im Vordergrund stehen,  sondern der kranke Mensch, der Hilfe braucht. Gesundheit ist das höchste Gut eines Menschen und die gilt es zu bewahren oder wieder herzustellen- ohne Rücksicht auf materiellen Gewinn. Vielleicht helfen diese Geschichten mit, dass mancher Arzt einen Denkanstoß bekommt, sein Verhalten zu den Patienten zu ändern und sich gegen die Zwänge, die ihm zu oft das Gesundheitssystem in unserem Land auferlegt zu wehren. Ich empfehle das Buch sehr gern weiter und hoffe,es ist ein kleiner Anstoß, endlich etwas in unserem Gesundheitssystem zugunsten aller Patienten zu ändern.

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